· 

Mach erstmal ein Coaching und dann... der Fall aus der Praxis


Mehr und mehr Unternehmen sehen Coaching nicht nur für Führungskräfte als wertvolle Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mitarbeitenden.
Oft sind es konkrete Themen, die im Gespräch mit Führungskraft, Mitarbeitendem und Coach für das Coaching als Ziele festgelegt werden.

Hin und wieder gewährt das Unternehmen Coaching als Incentive  und der zu Coachende bespricht mit dem Coach die Ziele eigenständig.


Ein gut vorbereitetes Coaching - Coaching als Incentive

Das bundesweit an mehreren Standorten tätige Unternehmen gewährt seinen Führungskräften regelmäßig ein Coaching als Incentive.

Im Vorfeld des Kennenlernend fand ein Gespräch zwischen Personalentwicklung und mir zu den Rahmenbedingungen und zur Führungskraft statt:

➡️ Zwischen Personalentwicklung und dem Regionalleiter Finn* wurde das Coaching mit einem Stunden-Kontingent von zunächst 5 Stunden besprochen.

➡️ Die Personalentwicklung bestätigte mir im Vorgespräch einzelne Entwicklungssaspekte, die mit Finn als mögliche Themen für das Coaching erörtert wurden: Umgang mit eigener Belastung

und Rollenklarheit. Gleichzeitig darf Finn selbst entscheiden, welche Ziele er im Coaching festlegen und reflektieren will.

 

Das Kennenlerngespräch zwischen Finn und mir verlief positiv. Finn begreift Coaching nicht als "Bestrafung", sondern hat Interesse und Lust, sich weiterzuentwickeln und freut sich auf die erste Coaching-Sitzung. Dabei ist das vom Unternehmen in ihn gesetzte Vertrauen, Freiraum für die Entwicklungsthemen zu haben, förderlich.

Im ersten Termin haben wir die Ziele für das Coaching besprochen, die neben den vorgenannten Inhalten auch ein persönliches Thema beinhalteten. Der Coaching-Prozess verlief positiv und das Kontingent wurde auf Finne Wunsch nochmal um 4 Stunden erweitert.


Coaching mit Auftragsklärung - zurück aus der Elternzeit

Auch in diesem Fall findet ein Kontakt zwischen der Personalentwicklung des mittelständischen Familienunternehmens und mir statt.

Lena* ist aus der Elternzeit zurückgekehrt und startet direkt als Abteilungsleiterin in der ersten  Führungsaufgabe.  Sie tritt in die Fussstapfen ihrer inzwischen beförderten Chefin und übernimmt deren Aufgaben.

Da das Team nicht ganz einfach ist und die Beteiligten sich kennen, haben Personalentwicklung und Lenas Chefin mögliche Entwicklungsziele für das Coaching benannt.

Da es wichtig ist, dass Lena diese Ziele kennt und alle Parteien dasselbe Verständnis dafür entwickeln, findet eine Auftragsklärung statt, an der Lenas Chefin, Lena und ich die Ziele für das Coaching besprechen und einen gemeinsamen Rahmen festlegen.

Das Auftragsklärungsgespräch schafft Transparenz, jeder kann Fragen stellen, ich als Coach erhalte einen Eindruck von allen Beteiligten und kann eine Rückmeldung geben, inwieweit die Ziele mit dem angedachten Rahmen realistisch erreichbar sind. 

Eine Persönlichkeitsentwicklung oder das Begleiten des Hineinwachsens in die neue Führungsrolle sind mit einem Kontingent von 5 Stunden kaum erreichbar. Für die Weiterentwicklung der Kommunikationskompetenzen können durchaus wichtige Impulse und Learnings in 5 Stunden entwickelt werden.

Im Ergebnis startet dieses Coaching unter guten Voraussetzungen.


"Machen Sie das weg"

Einen Auftrag für ein Coaching, den ich vor einiger Zeit nicht angenommen habe:

Eine sehr aufgebrachte Führungskraft rief mich an und fragte mich, ob ich relativ zeitnah freie Kapazitäten hätte. Bei der Frage, um was es denn genau ginge, ereiferte sich die Führungskraft immer mehr und beschrieb das Verhalten eines Teamleiters im Vertrieb, der in Gesprächen und Verhandlungen mit seinen Kunden immer sehr persönlich würde und Geschichten aus seinem Leben erzählte, die sehr intimen Charakter hätten, was peinlich sei. Dies ginge im auch bei seinen Mitarbeitenden so, diese hatten sich bei der mich kontaktierenden Führungskraft darüber beklagt, dass sie diesen intimen Einblick in das Leben ihres Chefs nicht wollten. 

"Warum macht der das?" rief die Führungskraft. "Ich verstehe es nicht. Wir wollen es nochmal mit einem Coaching versuchen und wenn Sie als Coach das nicht wegmachen können, dann müssen wir uns leider von ihm trennen".

 

Coaching dient nicht dazu, etwas wegzumachen, sondern Kompetenzen und Skills zu stärken, die Persönlichkeitsentwicklung und/oder das Hinwachsen in eine neue Position zu begleiten. Dabei können z.B. Kommunikation, einschränkende Denkmuster und Verhalten Thema sein.

In diesem Fall könnte der Ansatz z.B. eher sein, den Teamleiter im Ausbalancieren von Nähe und Distanz und seine Rollenkompetenz zu stärken.

 

Natürlich kann es mitunter Situationen geben, in denen es Spitz auf Knopf steht und ein begleitendes Coaching als letzte Option gesehen wird. 

Dabei ist es wichtig, dass die Führungskraft eine grundsätzlich wohlwollende Haltung zeigt.

Diesen Coaching-Auftrag habe ich nicht angenommen, zumal der Teamleiter selbst auch kein Interesse an Coaching hatte.


"Voraussetzung für Deine Beförderung ist ein Coaching"

Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn eine Führungskraft oder ein Experte/Expertin  zur Persönlichkeitsentwicklung einen Coach an die Seite gestellt bekommt, mit dem Ziel, einzelne Facetten der Persönlichkeit stärker zur Geltung zu bringen.

Und wenn dies wohlwollend und transparent kommuniziert wird, dann sieht der Coachee dies in der Regel auch als Chance und nicht als "Bestrafung".

Wenn Personalverantwortliche oder Führungskräfte allerdings zum Ausdruck bringen, dass der Coachee "repariert" werden muss, dann kann ein Coaching nicht positiv ankommen. Und dann wird das Thema "Kontaktaufnahme" zur Hängepartie.

Das Unternehmen Meier GmbH* gab ein Signal, dass es ein offenes Coaching-Kontingent bezahlt, wenn Heiner* sich coachen lässt. Man avisierte seine Kontaktaufnahme. Nur, Heiner meldet sich nicht bei mir.

"Können Sie den nicht mal anrufen?" Ja, könnte ich, mache ich aber nicht.

Voraussetzung für ein gelingendes Coaching ist, dass mein Klient selbst aktiv wird. In einem persönlichen Kennenlernen können Ängste, Bedenken oder Scham oft ausgeräumt werden.  Manchmal kommt es aber gar nicht erst dazu.

Heiner sieht es möglicherweise  als Schwäche, ein Coaching in Anspruch nehmen zu müssen.

Die Bereitschaft, an der eigenen Entwicklung zu arbeiten, ist manchmal einfach nicht vorhanden. Das kann mehrere Gründe haben, die auch in der Persönlichkeit des Klienten liegen können. Ohne geht es leider nicht.

Fazit

Coaching ist ein sehr wirksames Instrument für die Persönlichkeitsentwicklung.

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass

✅ das Unternehmen und die Führungskraft ein Coaching gut vorbereiten

✅ im Unternehmen Coaching als Wachstumschance und Incentive und nicht als
      Sanktion verstanden wird

✅ Coaching in der Kultur selbstverständlich ist  und auch das Top Management
       dieses in Anspruch nimmt und drüber spricht

✅ Lust und Freiwilligkeit vorhanden sind

✅ der Mitarbeitende sowohl bei der Auswahl des Coaches als auch
       bei seinen Entwicklungsthemen mit-/entscheidet 

✅ zwischen allen Parteien Transparenz und Vertrauen herrscht.

 

Übrigens:

  • als Coach bleiben Inhalte und Besprochenes bei mir und landen weder bei der direkten Führungskraft noch im Unternehmen. 
  • Coaching ist ergebnisoffen und keiner der Beteiligten weiß, was am Ende dabei herauskommt. Spannend, oder?

Du interessierst Dich für Deine Persönlichkeitsentwicklung?

Ich freue mich auf Dich.