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Gestaltungsspielräume wollen genutzt werden

Die Zufriedenheit vieler Angestellter mit ihrem Arbeitgeber und ihrem Job ist während der Corona-Pandemie nur vorübergehend gestiegen. Die Ergebnisse des Gallup-Engagement-Index 2020 bestätigen, was ich im Coaching und in Karriere-Beratungen häufiger höre.

In vielen Unternehmen hat die digitale Transformation zwangsläufig Fahrt aufgenommen und bringt veränderte, nicht nur geliebte Arbeitsbedingungen mit sich. Die teilweise erzwungene Rückkehr vom Homeoffice ins Büro trägt auch nicht bei allen zur Zufriedenheit bei. 

Die Corona-Pandemie und damit verbundene Veränderungen im Leben und Arbeiten hat bei vielen Menschen dazu geführt, ihre beruflichen Ziele und Werte sowie den damit verbundenen Alltag zu überdenken.

Im Ergebnis kommt dabei der Wunsch nach mehr Selbstbestimmung und Autonomie heraus, der Wunsch stärker Herr oder Frau über die eigene Zeit zu sein. Gefühlt passt dieser Wunsch dann mit dem aktuell ausgeübten Beruf nicht zusammen.  Doch stimmt das so eigentlich?

Oft sind wir im Entweder-Oder-Denken gefangen

Oft denken wir in entweder / oder:

Ich möchte mehr zeitlichen Freiraum und das geht im aktuellen Job / bei diesem Arbeitgeber / in dieser Branche / in diesem Team nicht. Manchmal ist das auch so. Aber seltener, als wir denken.

Ich höre dann, „das geht nicht, weil…die Führungskraft nicht mitspielt, ….eine zu hohe Teilzeitquote besteht, ….die Team-Kollegen schon die guten Zeiten geblockt haben, …. die Kunden 5 Tage in der Woche denselben festen Ansprechpartner gewohnt sind, … ich meine Arbeit ja so schon kaum schaffe, …. ich dann meine Chance auf eine Beförderung aufgebe..“ .

Im Coaching stellt mein Klient oder meine Klientin dann fest, dass der Entwicklungs- und Gestaltungsspielraum meistens größer ist als sie anfänglich dachten. 

Einschränkende persönliche Denkmuster und Glaubenssätze reduzieren den individuellen Möglichkeitsrahmen und so verhalten wir uns wie Flöhe im Glas: wir springen nur bis zum Glasdeckel, auch wenn dieser offen ist, weil wir nur auf diese Höhe trainiert wurden. Wir versuchen, auch die antizipierten Erwartungen an uns bestmöglich zu erfüllen und passen uns an. 

Der Weg, den Arbeitgeber zu wechseln, scheint uns dann alternativlos. Oft stellen die Betreffenden fest, dass sie zwar das Unternehmen gewechselt, ihre alten Denkmuster aber mitgenommen haben und so nach einiger Zeit, meist nach einem Jahr, vor einem neuen "alten" Dilemma stehen.

Seien Sie ehrlich: Wie denken Sie über beruflichen Erfolg? Was haben Sie als Kind mitgenommen und tragen es heute als Glaubenssatz mit sich herum?

„Die Welt ist kein Ponyhof“?

„Augen zu und durch“?

„Was nicht tötet, härtet ab“?

„Man muss auch mal die Zähne zusammenbeißen können“?

„Ohne Fleiß kein Preis“?

All diese verinnerlichten Überzeugungen sagen aus, dass Arbeit schwer und anstrengend sein muss und dass nur derjenige etwas wert ist, der sich laufend müht.

Die typischen Überzeugungen einer Leistungsgesellschaft.

Sie haben mehr Gestaltungsspielraum als Sie denken

Dabei haben Sie mehr Gestaltungsspielraum, als Sie denken! 

Voraussetzung dafür, diesen Gestaltungsspielraum zu erkunden, zu nutzen und einzufordern oder auszuweiten ist es, 

  • sich Ihrer Stärken bewusst zu werden und mehr Aufgaben zu übernehmen, die diesen
    Stärken entsprechen und Spaß machen
     
  • Ihre Bedürfnisse kennenzulernen 
  • den Mut und die Entschlossenheit zu entwickeln, für Ihre Bedürfnisse einzustehen und Ihre Wünsche einzufordern
  • respektvoll aber klar zu kommunizieren lernen
  • auszuhalten, dass Vorgesetzte, Team-Kollegen und andere mitunter Machtmenschen sind und einen Teil dieser "Macht" nicht freiwillig abgeben.

Wer weiterhin den Denkmustern nachhängt, dass Erfolg nur ein Ergebnis von Anstrengung ist, dass nur der befördert wird, der immer Überstunden macht und nie nein sagt, wird in den Überzeugungen, dass Freiheit und Autonomie im aktuellen Job nicht möglich ist, stecken bleiben. 

Denken Sie an die Elefantin Rosie aus dem Film „Wasser für die Elefanten“: ihr Leben lang angebunden an einen Pfahl blieb sie im vorherigen kleinen Radius, auch als ihre Kette entfernt wurde. Über wieviel Kraft, Stärke und Bewegungsfreiheit sie verfügt, hat sie erfahren, als sie in einer Notsituation ihrem Lieblingsmenschen helfen musste. 

Wenn Sie den Film noch nicht gesehen haben, schauen Sie ihn sich an. Er lohnt sich!

Sie können mehr gestalten als Sie denken. Fangen Sie heute damit an!

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