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Burn-Out - schleichende Gefahr für Leistungsträger

Burn-Out nimmt unverändert einen bedeutenden Anteil an Erkrankungen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ein. Dabei können auch Menschen von Burn-Out betroffen sein, die z.B. alte, demente oder pflegebedürftige Angehörige zu Hause pflegen.

Vom Burn-Out-Syndrom sind in der Regel Menschen betroffen, die besonders verantwortungsbewusst, gewissenhaft und engagiert sind und hohe Anforderungen an sich selbst (und andere) stellen. Mit diesen Eigenschaften sind sie oft die Leistungsträger in ihrem Unternehmen, der Abteilung, des Teams.

Die AOK zählte z.B. in 2021 durchschnittlich 141,8 Arbeitsunfähigkeitstage je 1000 Mitglieder mit einer Burn-Out-Diagnose.


Was ist Burn-Out ?

Unter dem Burn-Out- Syndrom versteht man einen Zustand totaler emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit.
Burn-Out ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine physische und psychische Situation, aus der sich psychische oder psychosomatische Störungen entwickeln können, wie z.B. eine Depression oder eine Angststörung. Burn-Out ist somit auch keine eigenständige medizinische Diagnose, sondern ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Störungen und Erkrankungen.


Wesentliche Symptome

Zu den wesentlichen Symptomen zählen

  • Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung.
    Die Betroffenen gewinnen zunehmend den Eindruck, dass sie die Vielzahl ihrer Aufgaben und die an sie gestellten quantitativen und qualitativen Anforderungen nicht mehr bewältigen können. Sie können sich nicht mehr richtig erholen und es gelingt ihnen kaum, von der Arbeit abzuschalten.
    Trotz körperlicher und mentaler Erschöpfung schlafen Betroffene schlecht und  körperliche Symptome wie Herzrasen, erhöhter Blutdruck, Panikattacken können hinzu kommen.
  • Abnehmende Leistungsfähigkeit
    Konzentrationsstörungen nehmen zu. Betroffene brauchen für die Erledigung ihrer Aufgaben dadurch immer länger und Entscheidungen fallen schwer. Wenn dann noch die Erfolgserlebnisse ausbleiben, versuchen sie um so intensiver und angestrengter gegenan zu arbeiten, was die Erschöpfung weiter erhöht.
  • Innere Leere 
    Die Freude am Alltag und am Job gehen immer mehr verloren. Alles wird als anstrengend wahrgenommen, nichts macht mehr Spaß. Bei Betroffenen wechseln zynische und resignative Phasen.
  • Rückzug
    Betroffene ziehen sich zunehmend zurück. Zuerst verläuft dies unbemerkt und kann innerhalb der Familie und des sozialen Umfelds noch kaschiert werden. Auf längere Sicht vernachlässigen von Burn-Out betroffene Menschen ihren Freundeskreis, ihre Hobbys, sich selbst und später auch die Familie. 

Was führt zu Burn-Out?

Es gibt nicht die eine Ursache, die zum Burn-Out führt. Es ist immer eine Wechselwirkung unterschiedlicher innerer und äußerer Faktoren. Einerseits können Menschen betroffen sein, die viel Idealismus und Engagement für ihre Aufgabe mitbringen, sich mit Bezug auf ihre Verantwortung und Aufgaben schlecht abgrenzen können, andererseits auch Menschen, die in ihrer Aufgabe überfordert sind und sich dieser nicht gewachsen fühlen.

Folgende externe Rahmenbedingungen und Umstände im beruflichen Umfeld erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einem Burn-Out zu erkranken:

  • unklare Erfolgskriterien
  • immer mehr und anspruchsvoller werdende und damit unerfüllbare
    Ziele und Vorgaben
  • hohe Verantwortung bei fortgesetzt sehr hohem Zeitdruck
  • Arbeitsmenge und zur Verfügung stehende Ressourcen stehen in keinem angemessenen Verhältnis zueinander 
  • mangelnde Einflussmöglichkeiten
  • ständige Unterbrechungen des Arbeitsablaufes
  • Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen
  • Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes  aus wirtschaftlichen Gründen.

In Kombination mit einem oder mehreren der nachstehenden inneren Faktoren kann sich schnell eine Negativ-Spirale entwickeln: 

  • der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, weil die eigene Leistung nicht
    (mehr) stimmt
  • der Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, dahinter steht oft die Angst, nicht zu genügen
  • gefühlter Ausweglosigkeit
  • Verhaltensautomatismen aus Antreiber-Verhalten  wie "Sei Perfekt" (ich darf keine Fehler machen), Beeil Dich ( aus der Angst etwas zu versäumen, wird immer schneller und hektischer gearbeitet, die Terminkalender werden voller, die Abende länger und die Wochenenden kürzer; "ich muss einfach konzentrierter und länger arbeiten, dann schaffe ich es") oder Streng Dich an ("Arbeit muss anstrengend sein")
  • der mangelnden Fähigkeit, sich abzugrenzen 
  • der Abwertung eigener Bedürfnisse und Ansprüche (ich bin nicht wichtig), die dazu führen, dass alles andere als wichtiger angesehen wird
  • einer Erziehung, die den Wert "Leistung" betont hat, verbunden mit der Haltung "Du bist nur etwas wert, wenn Du viel leistest".
  • einer unrealistische Überzeugung, dass unverhältnismäßig viel Arbeit in der objektiv zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen ist 

Wann ist zuviel zuviel?

Nicht immer sind die Grenzen des "Zuviel" klar auszumachen.
Die Dynamik des Burn-Outs verläuft in der Regel schleichend.

Außenstehende nehmen meist früher wahr, dass etwas nicht in Ordnung ist,  Betroffene wollen es oft noch nicht wahrhaben:

  • "Die Belastung ist nur vorübergehend".
  • "Wenn ich die beiden Projekte bewältigt habe, wird es besser".
  • "In 4 Wochen habe ich Urlaub, dann kann ich durchschnaufen".
  • "Die Schlafstörungen bessern sich sicherlich bald wieder".

Dabei ist nach dem Projekt vor dem Projekt, die Unternehmensziele werden in jedem Jahr herausfordernder, der Urlaub wird ohne Freude als anstrengend erlebt und wird oft als zeitlich nicht passend empfunden, da während des Urlaubs oder nach dem Urlaub wichtige Termine anstehen. Dazu gesellen sich Schlafstörungen und weitere körperliche Symptome.

Viele Betroffene versuchen, den Zeitpunkt des Ausstiegs nach hinten zu schieben, "weil es gerade nicht passt", sie das Gefühl haben zu versagen oder andere im Stich zu lassen. 


Coaching oder Therapie? Was ist die richtige Herangehensweise?

Hin und wieder kommen Klienten zu mir, die sich in einer als schwierig empfundenen Situation befinden und etwas verändern wollen: weniger oder anders arbeiten, aus automatischen Verhaltensmustern aussteigen, sich entlasten und einfach eine Meinung zu ihrer Situation einholen.

Und manchmal verbirgt sich ein Thema hinter dem Coaching-Thema.
Wenn das Ziel ist, mit einer schwierigen Führungskraft klar zu kommen, können bisherige Lösungsstrategien und der Umgang mit Belastung eine Burn-Out-Gefährdung erkennen lassen.

Grundsätzlich lässt sich sagen: wenn Betroffene frühzeitig spüren, dass sie gefährdet sein könnten und ein Gespräch mit einem unabhängigen Experten zur Einschätzung der Situation suchen, kann dies entlasten und im ersten Schritt helfen. Dabei kann es sich um den Hausarzt, einen Psychotherapeuten oder niedrigschwellig erstmal einen Coach handeln.

Im Anfangsstadium kann ein professioneller Coach dabei unterstützen, ungünstigen Verhaltensmustern auf die Spur zu kommen, neue Optionen zu reflektieren / auszuprobieren und so wieder zu einem gesunden Arbeiten und Leben zurückzufinden. 

Ein professioneller Coach ist auch in der Lage, im Gespräch zu erkennen, ob ein Coaching noch angemessen oder eine Psychotherapie angeraten ist und wird dem Klienten /der Klientin diese Einschätzung mitteilen.

In akuten und fortgeschrittenen Fällen mit erkennbaren und/oder vom Klienten beschriebenen physischen Symptomen, einer vermuteten Depression und/oder wenn der Klient / die Klientin nach einer Therapie einen Rückfall in alte Muster erlebt,  empfehle ich die Konsultation eines Mediziners und eines Therapeuten.


Zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen ambulanten Therapieplatz (manchmal 6 - 12 Monate) kann auch ein auf diese Themen spezialisierter Coach überbrücken, ohne hilfstherapeutisch tätig zu werden.

Psychotherapie und Coaching können zuweilen auch parallel laufen. In der Therapie werden mögliche Ursachen besprochen und Verhaltensoptionen reflektiert und begleitet. Im Coaching können von der Therapie klar abgegrenzte berufliche Themen erarbeitet werden, sofern der Klient / die Klientin weiterhin arbeitsfähig ist oder wieder in die Aufgabe einsteigt.


Mögliche Behandlungen und Therapien

In akuten Situationen geht es darum, Betroffene  aus ihrem bisherigen beruflichen und manchmal auch privaten Umfeld herauszuholen bzw. schädliche Verhaltensautomatismen zu unterbrechen. Ein sukzessiver Ausstieg "ein bisschen Arbeiten und ein bisschen Therapie" gelingt meist nur in einem frühen Stadium.

Das das Burn-Out Syndrom nur ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen ist, können abhängig von der Diagnose unterschiedliche Therapie-Inhalte verfolgt werden.

Meistens ist es wichtig, dass Betroffene wieder den Zugang zu sich selbst und damit eigenen Bedürfnissen finden. Damit verbunden ist vielfach auch eine Reflexion der Familiengeschichte und der erlernten und übernommenen Werte, Glaubenssätze und Verhaltensmuster.

Eine Verhaltenstherapie unterstützt durch Sport und Bewegung sowie auf die Diagnose abgestimmte Medikamente (z.B. Antidepressiva oder angstlösende Medikamente) dauert meist länger, als Betroffene ursprünglich denken.

 

Die Stärkung der eigenen Resilienz ist wichtig für die Nachhaltigkeit einer Therapie oder eines Coachings.

Wer etwas für die Stärkung seiner Resilienz tun möchte, ist herzlich eingeladen, sich zum Seminar Resilienz für Führungskräfte anzumelden.