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Mitarbeitergespräche wirksam führen

Viele Managementratgeber enthalten wertvolle Informationen zu Vorbereitung Ablauf und Inhalt eines Jahresgespräches.  Diese Inhalte will ich hier nicht in Abrede stellen. Sie sind wichtige Grundlage für die Gesprächsführung.

Immer wieder lese ich Beiträge zu diesem Thema, besonders rund um den Jahreswechsel.

Egal, ob Du Jahresgespräche, Zielvereinbarungsgespräche, Performance-Dialoge oder einfach nur regelmäßige Austausch-Gespräche führst, nimm Dir Zeit für Gespräch und Vorbereitung und führe keine Standardgespräche.

Mein Beitrag enthält Impulse für abwechslungsreiche und beziehungsfördernde Gespräche.

aus langjähriger Erfahrung.

 

1. Sei emphatisch und wechsele für Deine Vorbereitung mal die Perspektive:

  • Dein Chef führt auch Jahres/ Gespräche mit Dir. 
  • Wie fühlst Du Dich dabei?
  • Was gefällt Dir gut?
  • Was lässt Du über Dich ergehen ?
  • Was gefällt Dir gar nicht?
  • Ist die Rückmeldung an Dich wertschätzend und auf den Punkt?
  • Voller Floskeln oder individuell?  

Je nach Ergebnis setze in Deinen Gesprächen das um, was Du Dir selbst wünscht.
Lass weg, was Dich stört. 
 


2. Menschen sind unterschiedlich – beachte dies im Gespräch und in Deiner Vorbereitung:

Neben der Beachtung unterschiedlicher Persönlichkeitstypen "Introvertiert – Extrovertiert", "Nähe-Distanz", "Dauer – Wechsel",  um nur einige zu nennen, schau Dir an, wen Du vor Dir hast und fühle Dich ein.  Die Persönlichkeitstypen existieren nie in Reinform, geben Dir aber einen guten Anhaltspunkt und bedenke dabei: Du führst Menschen und keine „Menschentypen“.

Zunächst einmal: beschäftige Dich mit Deinem Mitarbeitenden : was ist /er sie für ein Typ, welche Bedürfnisse und  Wünsche hat er /sie? Wenn Du es nicht weißt, stell Fragen!

·    Hör dem Introvertierten einfach mal zu, fall ihm nicht ins Wort.  Frag ihn nach seinen Wünschen und Bedürfnissen. Lass ihn mehr reden als Du selbst sprichst. Nimm ihn wahr und lobe!

·    Frage die Extrovertierte nach Details ihrer Ausführungen und bleib nicht an der Oberfläche. Die Unterhaltung mit ihr ist angenehm, aber werde konkret. Betraue sie mit einem Thema, in dem sie Anerkennung von außen erhält. Und gib ihr die Anerkennung, die sie braucht

·    Vermittele dem Dauer-Typen Sicherheit im Gespräch und für die Zukunft und rück ihm nicht zu dicht auf die Pelle. Bezieh ihn in absehbar geplante Veränderungen vertraulich mit ein – er braucht den zeitlichen Vorlauf, um sich darauf einzustellen, unterstützt Dich dann aber sehr loyal.

·    Sag dem Nähe-Typen, dass Du Vertrauen in ihn setzt und ihn schätzt und bezieh ihn in die Gestaltung der Zusammenarbeit im Team mit ein.  

 

3. Überrasch Deinen Mitarbeitenden – wechsele doch mal das Setting:

Warum nicht mal einen Walk and Talk, ein Performance-Gespräch im Zoo oder auf dem Alster-Dampfer?

Ja richtig, im Zoo. Oder im Museum. Das bringt Nähe, fördert auch mal andere Gesprächsthemen und die Reflexion.

Der andere Rahmen und ein Ortswechsel verändern Gesprächsinhalte – und –atmosphäre und bringen das Gespräch auf ein anderes Beziehungsniveau als im Büro am immer gleichen Besprechungstisch oder im gleichen Setting.

Wem das nicht behagt, der unternimmt vielleicht einen gemeinsamen Spaziergang oder spielt eine Runde Golf.

Ein Besuch in einem netten Cafe mit Privatsphäre tut es auch – trau Dich!

Natürlich nicht jedes Mal und in jedem Jahr mit jedem Mitarbeiter, aber ab und an und immer mal etwas Neues. Vermeide es, schwierige Gespräche generell vor dem Löwengehege und angenehme Gespräche grundsätzlich beim Edelitaliener zu führen – das spräche sich herum und wäre dann keine Überraschung mehr.

 

4. Vermeide einen Gesprächsmarathon
Natürlich ist es für Dich und Deinen Terminkalender effizient, wenn Du 4-6 Gespräche oder mehr am Stück führst. Erledigt. Abgehakt. Wertschätzend?  Nimm Dir nicht  mehr als 1- 2 Gespräche pro Tag vor. Bleib selbst frisch und motiviert und stellen Dich individuell auf Deinen Gesprächspartner ein. 

  

5. Führe Qualitäts- statt Standard-Gespräche
Jeder Mitarbeitende ist individuell und jedes Gespräch sollte es auch sein. Natürlich sind Führungskräfte auch heute oft noch an die unternehmensinternen Protokollarien  wie Beurteilung oder Zielbewertungen gebunden.  Letztlich sind das aber zusammenfassende Ergebnisse einer gemeinsamen Betrachtung des Jahres oder der Leistungen und Wünsche Deines Mitarbeitenden und Eures gegenseitigen Feedbacks. Das Schriftliche sollte erst zum Schluss des Gespräches möglichst das dokumentieren,  was zuvor besprochen wurde.

6. Gib Dir Mühe bei der jährlichen Beurteilung oder Leistungsbewertung
Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass Beurteilungen so individuell wie möglich formuliert werden und Dein Mitarbeitender in seiner Einzigartigkeit gewürdigt wird.
Aber wir kennen sie alle noch, die Beurteilungen mit den Standardformulierungen oder ohne Begründungen, in welcher sich die Beurteilungsnoten um den Median winden.

Dokumentiere bei guten Mitarbeitern, dass sie gut sind und hab keine Sorge vor internem Wettbewerb – ein guter Mitarbeiter verlässt im Zweifel irgendwann das Unternehmen, wenn er sich nicht gesehen fühlt. Willst Du das? Dokumentiere auch Leistungen, mit denen Du nicht zufrieden bist – ebenso klar und eindeutig mit einer Begründung. Und auch bei den Mitarbeitenden, die sich im Mittelfeld bewegen, gibt es einzigartige Themen und Talente, die herausragen. Sprich dies individuell an.

 

7. Der Pinguin in der Wüste

Natürlich gibt es Gespräche, die für beide Seiten nicht wir gewünscht verlaufen und unterschiedliche Sichtweisen und Standpunkte beinhalten.

Bleib klar in der Aussage, auf Augenhöhe und nicht von oben herab und wertschätzend zum Gegenüber. 

Kritisiere Verhalten und nicht die ganze Person.

Wenn Du einen Pinguin in der Wüste vor Dir hast, überlegt gemeinsam, welches Umfeld und welche Aufgaben so sind, dass Dein Mitarbeitender seine Talente und Stärken entfalten kann. Ein eher introvertierter und analytisch begabter Mensch kann seine Talente im Vertrieb vielleicht nicht so entfalten, wie er dies in einer analytischen Aufgabe tun wird.

  

Auch ein schwieriges und festgefahrenes Gespräch kann in einer ungewohnten Umgebung neue Impulse und neue Einsichten für beide Seiten bringen – welchen Ort ich wähle, hängt natürlich von den Gesamtumständen ab.

 

8. Und last but not least – frage und hol Dir Feedback

 Ein Jahresgespräch sollte aus vielen Fragen bestehen und kein Monologisieren sein. Frag 

  • nach Wünschen und Zielen 
  • nach Werten
  • was Deinem Mitarbeitendem wichtig ist
  • wie die Zusammenarbeit mit den Kollegen erlebt wird
  • wie Dein Mitarbeitender Eure gegenseitige Beziehung und Zusammenarbeit wahrnimmt  
  • was Dein Gegenüber am Arbeitsplatz braucht, um weiter gute Leistungen zu bringen
  • nach Ideen und Impulsen für die Arbeit im Team
  • was er oder sie an Deiner Stelle anders machen würde

Gespräche sollten nie lästige Pflicht sein,  sondern immer eine Chance . Nutze sie.

 

Viel Spaß dabei!!!

 

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Dieser Artikel erschien zuerst am 6. Februar 2018 und wurde neu überarbeitet.

 

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