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Wer mich ärgert, bestimme ich

Im Gegensatz zum Inhalt mancher Coaching-und Ratgeber - Lektüre sehe ich Ärger oder die stärkere Form Wut nicht als unnützes Gefühl, das unbedingt zu vermeiden ist.

Wir kennen alle unterschiedliche Zitate und Begründungen dazu, warum Ärger unbedingt zu vermeiden ist. 


Ist Ärger wirklich ein "schlechtes" und unbedingt zu vermeidendes Gefühl ?

Das denke ich nicht. Wenn wir uns die unterschiedlichen Grundgefühle Freude, Ärger/Wut, Trauer, Ekel, Angst und manche zählen auch Scham dazu, einmal ansehen, dann haben alle Gefühle einen Nutzen.

Freude ist auf die Gegenwart und in Form der Vorfreude auf die Zukunft gerichtet und gibt uns positive Energie, Sinn, Glücksgefühle und Zufriedenheit

Trauer hat die Bewältigung eines Ereignisses in der Vergangenheit zum Inhalt und ist sinnvoll, um etwas loslassen und Neues beginnen zu können.

Ekel meint die Gegenwart und schützt uns - evolutionär betrachtet vor Vergiftung. Wenn wir uns vor etwas ekeln, dann haben wir eine extreme Abneigung und vermeiden Speisen oder Berührung. Im zwischenmenschlichen Umgang kann sich Ekel auch als Verachtung äußern.

Angst ist ebenfalls auf die Gegenwart ausgerichtet und schützt uns vor Gefahr. Dabei ist nicht die übertriebene Form Angst vor der Angst oder soziale Ängstlichkeit gemeint, schon schon das Grundgefühl in seiner reinen Form.

Ärger und das stärkere Gefühl Wut meinen die Zukunft. Dieses Gefühl verleiht Energie und Mut, etwas in der Zukunft liegendes zu verändern, für eigene Interesse anderen gegenüber einzustehen und auch Grenzen zu setzen.

Insofern ist das Gefühl, wie alle anderen, nützlich und positiv zu sehen.


Bevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal

Hinter dieser von Karin Kuschlig in ihrem Buch "50 Sätze, die das Leben leichter machen" beschriebenen Haltung steht die Selbstbestimmung, ein Problem oder ein Verhalten zwar ernst nehmen zu können aber nicht zu müssen.  Das heisst, erstmal bei sich zu bleiben und zu schauen "inwieweit betrifft mich das Thema oder das störende Verhalten"?  Wenn Du feststellst, dass jemand seinen Ärger auf Dich versucht zu projizieren oder bei Dir abzuladen, dann kannst Du Dich mit einer bewussten entsprechenden Haltung dafür entscheiden, diesen Ärger oder diese Wut nicht anzunehmen. Das ist manchmal leichter gesagt als getan.

Ich rate dazu, in solchen Fällen nicht sofort zu reagieren, sondern durchzuatmen und für einen Moment von außen auf die Situation zu schauen. 

Wenn Du Dich dafür entscheidest, hier nicht einzusteigen, bleib ruhig und sag einfach gar nichts. Das Zurücktreten von der Situation und das Ruhig-Bleiben erfordert etwas Übung, wird Dir mit der Zeit immer besser gelingen.


Vermeide Ärger oder Wut nicht um jeden Preis

Wenn Du Ärger fühlst, dann lass ihn zu.

Du darfst ärgerlich und wütend sein, wenn es Dich betrifft, Deine Werte verletzt wurden, Du angegriffen wurdest oder eine Deiner Grenzen übertreten wurde.

Ärger /Wut ist ein nützliches Gefühl, denn es verleiht Dir Energie, Deinen Standpunkt zu vertreten und Deine Interessen durchzusetzen.

Menschen, die das Gefühl Ärger gern unterdrücken oder deren Äußerung nicht gelernt haben, gehen meist in die Anpassung in Situationen, die eigentlich ein anderes Verhalten erwarten lassen würden. Da sie selbst spüren, dass die Anpassung eine ungewollte ist, reagieren sie zuweilen mit einem Ersatzgefühl wie Enttäuschung, Trauer oder Teilnahmslosigkeit.

Lange und regelmäßig unterdrückter Ärger oder unterdrückte Wut kann sich physisch und psychisch bemerkbar machen in Form von Bluthochdruck, Magenproblemen oder Magengeschwüren und / oder eine Depression. 


Fazit

  • Jedes Grundgefühl hat einen Nutzen und Ärger /Wut ist kein negatives Gefühl.
  • Ärger verleiht Dir Energie und dient dazu, Deine Interessen durchzusetzen und Deine Werte und Grenzen zu schützen.
  • Du entscheidest darüber, ob Du in entsprechenden Situationen ärgerlich oder wütend sein und dieses Gefühl zum Ausdruck bringen willst oder nicht.
  • Du entscheidest damit auch, wer oder was Dich ärgert und wer oder was nicht.